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Nach dem Derbysieg ist vor dem Superfinal. Freudig, aber konzentriert wird sich das Fanionteam auf das bevorstehende Saisonfinale am Sa. 23. April vorbereiten. Auch die SVWE-Fans sind gefordert, die grüne Wand vom letzten Superfinal mit Publikum (2019) zu toppen. Schon gestern beim letzten Halbfinalspiel war der Zuschaueraufmarsch der Wiler Fans enorm. Ticketinformationen für den Superfinal werden am Dienstag nach Ostern aufgeschaltet und auf allen Kanälen publiziert. Geplant sind Car-Fanfahrten, ein SVWE-Fansektor, Ticket und Fanshirt inklusive. Der Gegner wird sicher Blau-Weiss sein, entweder GC oder Zug.

Natürlich kann man aber nicht einfach zur „Superfinal-Tagesordnung“ übergehen, ohne die Playoff-Reise des SVWE noch einmal zu analysieren. Schreiben wir zuerst von Statistiken. Zwei von diesen hat das Fanionteam weitergezogen, eine dritte ausgebaut. Da wären einmal zwei Serien gegen Floorball Köniz. In nun mehr vier Playoff-Duellen hat sich der SVWE immer durchgesetzt, dies mit einer Bilanz von 14:3-Siegen. Das erstaunliche dabei: Noch nie hat Köniz ein Playoff-Heimspiel gegen Wiler gewonnen, mittlerweile steht der Kantonsrivale bei acht Heimniederlagen.

18 Halbfinal-Serien en suite gewonnen!

Gewiss zwei bemerkenswerte Serien, aber kein Vergleich zur nun folgenden Statistik: Seit dem erstmaligen Finaleinzug 2002 hat Wiler-Ersigen 18 Halbfinalserie bestritten und 18 davon gewonnen und zwar mit einer sagenhaften Bilanz von 63:9-Siegen. Also genau 0.5 Niederlagen pro Serie mussten hingenommen werden, sprich jede zweite Serie wurde 1 Spiel verloren. Eine Bilanz, die in der Sportwelt wohl ihresgleichen sucht und vor allem aufzeigt, was die Qualität, vor allem aber auch die Mentalität des SVWE ausmacht. Das berühmte Wiler-Gen, es scheint tatsächlich zu existieren.
Bei all diesen Statistiken muss eines angefügt werden. Die meisten Siege und Serien im Palmares wurden in der goldenen Aera unter Ikone Matthias Hofbauer gefeiert, die den ersten Generationenwechsel von den Gerbers, Zimmermann, Hofbauers, Bichsel und Co. zu den Känzig, Bürki, Louis und Co. schon nahtlos geschafft hat. Aber nun dies: Wo beim letzten Superfinaltriumph 2019 noch ein Jan Bürki verteidigte spielt nun ein Yannis Wyss (21), wo Wittwer blockte, tut dies nun Amelio Tambini (21), wo Bischofberger ackerte, steht nun ein Jan Ziehli (22). Die Liste kann in der Offensive fortgeführt werden. Claudio Mutter führte die zweite Linie als Center an, da motort nun Noah Siegenthaler (21), im dritten Block lief 2019 Matthias Hofbauer auf, nun steht da Gian Mühlemann (20) in der Verantwortung. Statt Joel Krähenbühl wirbelt nun ein Gianni Persici (21), an der Seite von Deny Känzig stürmt nicht mehr Marco Rentsch, sondern Michal Dudovic (23) und den Part eines Miro Lehtinen im dritten Block hat Radek Sikora (22) übernommen. Statt die Kunst eines Daniel Johnsson bekommt man nun die Arbeit eines Philipp Affolters (25) zu sehen. Und auf der Torhüterposition findet man mit Tim Kramer und Yanick Flury zwei Goalies, die bisher nur die Rolle eines Ersatzmannes bekleidet haben. Und das eher knappe Kader komplettieren Spieler wie Marc-Andre Vogt (21), Timo von Arx (19), Tim Döbeli (19) oder Jonathan Davet (18). Oder kurz zusammengefasst: Ein Team, in dem Null Natispieler stehen, keiner schaffte es Ende letztes Jahr ins Schweizer WM-Aufgebot!

Ohne Transfers 10 Spieler ersetzt!
Eigentlich war die Transferbilanz der letzte zwei Jahre auf den ersten Blick vernichtend. Ausser den beiden Rückkehrern Deny und Tobias Känzig gab es keinen Zuzug (Ausländerpositionen und Goalies ausgenommen), dafür insgesamt 10 Abgänge oder Rücktritte! Wie das verkraftet werden kann, ohne Leistungseinbruch? Eigentlich gar nicht. Ein Absturz konnte nur verhindert werden, weil beim SVWE trotz allen Erfolgen des Fanionteams all die Jahre auch im Nachwuchs hervorragend gearbeitet wurde. Vor Corona holte sich die U21 viermal in Serie den Meistertitel. Aus diesen Meisterteams wurden nun die talentiertesten Akteure im NLA-Team installiert. Und doch war ein enormer Effort vom Team, aber namentlich auch vom Staff nötig. Denn vor der Saison wurde bei den Experten der SVWE als vierte, maximal dritte Kraft genannt. Auch clubintern setzt man sich andere Ziele als all die Meisterjahre: Die Playoff-Qualifikation wurde vor Saisonbeginn als Minimalziel ausgerufen, ein Halbfinaleinzug als realistisches. Der Finaleinzug kann schon als Überraschung gewertet werden, ein Superfinalerfolg wäre gar eine Sensation.
Erinnert sei diesbezüglich an die Worte von Tatu Väänänen letzten September nach der 2:5-Niederlage gegen GC in der dritten Runde, wo das Resultat noch mit Abstand das Beste war. «Ich habe mich noch nie in einem Spiel mit dem SVWE so chancenlos gefühlt», sagte der finnische Abwehrchef damals, was bei neun Jahren Wiler etwas heissen mag. Dass er nun acht Monate später mit diesem Team im Superfinal steht, daran hätte er wohl damals selbst nicht geglaubt. Das junge Team hat eine atemberaubende Reise hinter sich. Die Ansammlung von haufenweise Talent wurde durch die erfahrene Trainercrew quasi mit einer «Schnellbleiche» aufs höchste nationale Niveau angehoben. Möglich war dies nur, weil die Talente auch den Willen und Biss mitbringen, diesen Prozess mitzumachen. Arbeit und Mentalität sind dabei die Schlüsselworte. Auch dazu lassen wir eine Formulierung von Tatu Väänänen wirken: «Wir haben nicht das Ziel, ein Spiel zu gewinnen. Wir haben das Ziel, die Details richtig zu machen, auch in den Trainings. Das Siegen kommt dann von alleine.»
Noch in ein paar Trainings und einem Spiel müssen diese Details richtig gemacht werden und dann könnte am Ende der überraschendste Meistertitel in der Vereinsgeschichte herausschauen. Welch schöne Herausforderung, welch unerwartete Reise. Wohin diese wohl noch führen kann? Es wäre ein kleines Wunder.

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